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Fr., 14. Dez. 2018:

Gestern gab es wieder einen Tag “Schreibpause”, da nichts “Wesentliches” geschah. Ich habe meine Unterkunft in Santa Rosa de Cabal und ein Busticket für die Fahrt dorthin gebucht. Ach ja, ich reise nun nach Santa Rosa de Cabal, welches etwas südlicher von Manizales und zentraler liegt als Augangspunkt in den PNN Los Nevados. Von dort aus ist der Zugang zu den sehr nahe gelegenen Thermalquellen oder zum Cocora Tal sowie dem gesamten PNN Los Navados gut möglich. Ausserdem ist es deutlich ruhiger und gechillter in Santa Rosa de Cabal. Und ich merke, dass ich nach mehr als 2 Wochen Bogota einen Ort brauche, der etwas mehr Gelassenheit und Entschleunigung zulässt.

Einschub #1:
Der Name des Tals „Valle de Cocora“ stammt angeblich von einer Prinzessin des Volkes der Quimbayan und bedeutet soviel wie “Stern des Wassers”. Heute gehört das Tal zu dem Nationalpark Los Nevados, seine Ausmaße belaufen sich auf ca. 58.000 ha.
Berühmt ist der Park für die Palma de Cera, die Wachspalme. Diese Palmen können bis zu 60m groß werden und zählen damit zu den größten Palmenarten der Welt. Da die eigentliche Vegetation um ein Vielfaches kleiner ist, ergibt sich ein sehr interessantes Bild in dem Tal, da die Palmen weit über die übrigen Bäume herausragen. Die Kolumbianer haben die Palmen wegen ihrer besonderen Art zum Nationalbaum Kolumbiens erkoren.

Leider kommt dann doch alles anders wie ich es mir zurechtgelegt hatte. Am Morgen habe ich die Nachricht auf meinem Telefon, dass unsere Mutter in der vergangenen Nacht verstorben ist. Und plötzliich steht die Welt still…alles ist ruhig…Leere…Wut…Traurigkeit. Viele Gedanken durchschwirren meinen Kopf. Nach dem einen oder anderen Telefonat mit meiner Schwester kehrt vorerst etwas Ruhe ein. Es sind einige Dinge zu erledigen, die die Taubheit vergessen lassen. Nachdem alle Buchungen meiner Reise storniert und der Rückflug am Sonntag gebucht ist, gehe ich raus. Zuerst gehe ich zum 2. Frühstück ins S.P.Q.R.. Hier kommt mir der Gedanke, den Parque Simon Bolivar zu besuchen. Frische Luft und Natur ist genau das, was ich nun brauche.

Einschub #2:
Der Simón Bolívar Metropolitan Park ist die größte Grünfläche in Bogota und hat eine Fläche von 113 Hektar, auf der verschiedene Aktivitäten stattfinden. Der Park selbst wurde 1968 für den Besuch des Papstes Paul VI. erbaut, der an der Eucharistie teilnahm. Im Park wurde eine Feldmesse abgehalten, für die der eucharistische Tempel mit Blick auf den See mit einer Fläche von 11 Hektar errichtet wurde. Darüber hinaus verfügt der Park über zwei Spielplätze für Kinder, 16 Kilometer lange Straßen, eine Joggingstrecke und eine akustische Kuppel als Ergänzung zur Plaza de Eventos mit einer Kapazität von mehr als 80.000 Zuschauern.

Das Laufen durch den Park hilft, meine Gedanken zu ordnen und die Enttäuschung abzulegen, dass meine Reise nach nur 2 Wochen ein jähes Ende findet. Ist es doch für mich ein lang gehegter Herzenswunsch gewesen, den ich mir erfüllten wollte. Aber auch das ist jetzt, in diesem Moment, nicht wichtig. Andere Dinge sind wichtig.

Ich entscheide, noch ein wenig durch die Stadt nach kleinen Mitbringseln suchend zu gehen. Und so gelange ich an die kleine und zugleich älteste Kirche am Plaza Simon Bolivar. Ich gehe hinein, setze mich und höre. Vorne sitzen Ordensschwester, die eine Art Predigt mit einem Mikrofon, jedoch von der Kirchenbank aus sprechen. Irgendwie schön und beruhigend. So gelangen auch neue Gedanken zu mir. Dankbarkeit, dass unsere Mutter nicht mehr leiden und nun an einem anderen, wohl besseren Ort sich befindet. Und, auch wenn ich einen anderen Glauben besitze, überzeugt bin, dass Sie noch gegenwärtig ist. Viele Bilder aus der Erinnerung zeigen sich ganz plötzlich, die die Traurigkeit dämpfen und erträglicher machen…

Am Rückweg zu meinem Hostel finde ich dann auch noch einen kleinen Laden, der typischen Handwerkskunst aus Kolumbien anbietet. Dort werde ich auch fündig und feilsche mit der sehr lieben Dame um eine paar kolumbianische Dollar und wir gehen beide mit einem Lachen auseinander. War es doch mehr als ein Geschäft, sondern auch ein Kennenlernen und miteinander herzliches Austauschen. Zudem ist es eine gerne angenommen Ablenkung von dem Geschehnis dieses 14. Dezembers 2018.

Ich habe nun noch 2 Tage hier in Südamerika, Kolumbien, Bogota und werde diese noch entsprechend nutzen. Es gibt noch ein paar Punkte in der Stadt, die es zu sehen lohnt…