Do., 31. Jan. 2019
Heute geht es zu einem Highlight dieser Reise, auf den Machu Picchu (Quechua = alter Berg). Ich habe das Ticket mit Eintritt um 7:00 Uhr und auf den Berg darf ich zwischen 7:00 und 8:00 Uhr. Alles durchorganisiert, da zu viele Menschen mittlerweile eines des Weltwunder der Neuzeit sehen wollen. Ich sitze um 4:15 Uhr beim Frühstück, da ich mir einfach Zeit lassen will und den Tag bewusst geniessen will. Nach und nach kommen weitere Traveller, die auch zum Machu Picchu wollen. Einige davon machen den Weg hoch zum Eingang zu Fuss. D.h. min. 2h und das bei Regen. Ach ne, ich mache auf Warmduscher und fahre Bus :-).
Um 5:00 Uhr gehe ich zur Bushaltestelle und es hat schon ein ca. 100m lange Schlange. Ich bin entspannt, da ich ja eh erst um 7:00 reindarf. Andere neben mir mit dem 6:00 Uhr Ticket haben da eher schon den Flattermann. Tja, halt mal früher den Hintern aus der Furzmudel heben, dann klappt’s auch mit dem entspannten Eintritt, denke ich. Nicht meine Angelegenheit, wobei ein Mädel stets mich als Klagemauer auserkoren hat und sich beklagt über weiss Gott nicht alles. Tja, das wäre ein Coaching-Auftrag aller erster Güte für mich :-)).
Dann rollen die Busse an und es geht echt flott. Ruckzuck sind die Leue verstaut – auch Jammer-Lieschen – und es geht Richtung Eingang. Beim Einstieg frage ich den Busfahrer, ob der Co-Piloten Sitz noch frei ist. Er macht einen einladende Handbewegung und ich sitze wieder ganze vorne :-)). Super, mit guter Sicht in alle Richtungen und bester Frischluft. Denn, wenn hinter dir ca. 5 KW Heizleistung/Stunde sitzen bist du froh, wenn du ein Ausstell-Fenster neben dir hast.
Nach ca. 15 min Fahrt sind wir da. Und es geht alles recht geordnet und entspannt zu. Natürlich versuche ich auch schon um 6:00 Uhr reinzukommen. Doch das System verneint mein Anliegen. Ok, dann zurück und umschauen, was es sonst noch so gibt bis es 7:00 Uhr ist. Irgendwann ist es dann kurz vor sieben und der Aufruf zum Aufstellen in 3 Reihen erfolgt. Ist ja wie zu Hause…und es ist irgendwie drollig, wenn das in diesem Land passiert. Egal, um 7:02 Uhr bin ich drin. Und nix ist mit Kontrolle, ob ich Profikamera, Stativ, Essen, Trinken blablabla dabei habe. Auch das kommt in manchen Angsthasen-Traveller-Berichten vor und verunsichert natürlich die, die das lesen.
Jetzt heisst es erstmal auf den Berg Machu Picchu zu steigen. Natürlich habe ich mir wegen der Aussicht den höheren Berg ausgesucht. Nach knapp 10 min komme ich an einen Kontrollpunkt, an welchem ich mich eintragen darf. 7:08 Uhr steht auf der Uhr. Ich bin gespannt wie lange ich nach oben brauchen werde. Der Weg ist nass durch den Regen und größtenteils sehr steil. D.h. bei jedem Schritt vorsichtig sein, schließlich habe ich in einer Hand noch meine große Kamera. Ich überlaufe einige der Leute, die vor mir den Aufstieg begonnen haben. Nun ja, nach 2 Monaten in vergleichbaren Höhen sollte ich auch akklimatisiert sein.
Ich steige quasi durch die Wolken immer höher und es kommt mir wirklich so vor, als ob ich dem Himmel entgegensteige. Kein Wunder, dass die Inkas ihre Städte generell oben auf den Bergen erbaut haben. Ihren heiligen Elementen möglichst ganz nah zu sein und auf den Bergen Zeremonien zur Huldigung dieser zu begehen. Gegen halb neun bin ich oben am Berg und es ist kaum was los. Kein Wunder, die meisten scheuen die Anstrengung.
Nur die Sicht lässt etwas zu wünschen übrig. Wobei Machu Picchu nicht umsonst auch Stadt in den Wolken heisst. Und es macht sich schon eine mystische Stimmung breit. Denn die Wolken ziehen manchmal blitzschnell vorbei und dann schweben sie wieder langsam daher als ob sie dich beobachten. Nach und nach wird es etwas wärmer und so geben die Wolken zumindest etwas von Machu Picchu frei – den Berg Huayna Picchu (junger Berg). Mit mir sind mittlerweile ca. 10 Leute am Berg und warten, so wie ich, auf etwas klares Wetter. Ja, die Hoffnung stirbt ja zuletzt :-)). Um ca. 11:00 Uhr mache ich mich auf den Weg zur Ruinenstadt, da ich die auf jeden Fall noch etwas sehen möchte bevor mein Zug um ca. 16 Uhr fährt. Unten angekommen, sind mittlerweile Massen an Menschen unterwegs. Für mich sind das, was am meisten nervt, die ganzen Leute, die gefühlte Ewigkeiten an bestimmten Punkten stehen, um weiss Gott wie viele Selfies von sich, dem Partner, der Oma, dem Hund, dem Wellensittich etc. vor den jeweiligen Hintergründen zu machen. Und dabei geht es ihnen nicht um den Hintergrund… Ich finde das sehr schade, wenn dem eigentlichen Ort so wenig Wertschätzung entgegengebracht wird. Das sieht man an diesem Verhalten und am Müll, der selbst an so einem sehr besonderen Ort einfach hinterlassen wird.
Zuerst gehe ich zur Inca-Bridge und laufe dann durch die Anlage und schaue mir die einzelnen Bereiche etwas an. Wobei ich beim nächsten Mal mir einen guten Führer nehmen werde. Denn es gibt keinen Plan mit Erklärungen, der am Eingang ausliegt. Wieso auch, sonst nimmt man den Heuschreckenschwärmen an Führern ja die Arbeit. Bis heute ist nicht klar, wie die Menschen dieses Bauwerk erschaffen konnten bzw. welche Hilfsmittel zum Transport sowie Anheben der großen Steinblöcke benutzt wurden. Wirklich gewaltig und einmalig dieser Ort. Mich hat eine bestimmte Energie erfasst, die dieser Ort und die ringsum stehenden Berge auf mich ausstrahlen. Sei es Einbildung oder was auch immer…das ist eh alles, was wir für uns wahrnehmen (so nebenbei). Wichtig ist, es ist positiv!
Am Ende drücke ich mir noch einen Stempel in den Pass und mache mich zu Fuss zurück in die Stadt. Denn mein Zeug liegt noch im Hostel und es ist schon kurz nach 13 Uhr. Also im sportlichen Schritt den Berg runter und die knapp 1.000 Höhenmeter flott zurückgelegt. Im Hostel ziehe ich mich noch schell um und dann geht es auch schon zum Bahnhof. Ein tolles Erlebnis liegt hinter mir. Und ich habe den Ort wohl in einer Stimmung erlebt, die ihn auch zu einem besonderen und heiligen Ort für die Inkas gemacht hat.