Do., 30. Jan. – Fr., 31. Jan. 2020
Heute heisst es um 4:30 Uhr aufstehen, den um 6 Uhr ist Treffpunkt für den Aufstieg zum Vulkan Puracé. Und die Anfahrt vom Pueblo Puracé bis zum Parkeingang dauert ca. 40 Minuten auf harter Schotterpiste. Um kurz vor halb sieben steigen Martha, mein Guide, und ich zum Vulkan Puracé auf. Martha meint 5 Stunden für den Aufstieg. Wir könnten uns auch ca. 2,5 h sparen und mit dem Auto noch bis zu einer ehemaligen Militärbasis fahren. Aber, das ist ja so wie mit der Gondel auf die Zugspitze fahren und die letzten 3m zu Fuss gehen und dann sagen, man war auf der Zugspitze. Der Weg ist das Ziel und es gibt viel Natur zu sehen. Also los.
Die erste Hälfte bis zur alten Militärbasis geht durch die Fülle der Natur des Páramo und des Bosque Andino. Leider meint der Wettergott es nicht ganz so gut mit uns und schickt uns ab der ehemaligen Militärbasis Wolken, leichten Regen und strammen Wind. Nach und nach werden die Finger klamm und dann teilweise taub. Wir bewegen uns auf über 4.000 müM und da macht der Wind 2 Dinge. Er macht das Gehen mühsam und auch das Atmen. Beides ist auf der Höhe eher unangenehm bis schmerzhaft. Ich denke schon ans Umdrehen und meiner innerer Nörgler meint auch, dass es eh keinen Sinn macht, da ich nichts sehen werde bei den Wolken… Und da ist sie wieder die innere Grenze, die es zu überschreiten gilt. Am Wegesrand stecken alle 100m Wegstrecke kleine Holzpfähle, die eben die insgesamt zurückgelegte Strecke und die aktuelle Höhe angeben. Am Ziel sind es 6,8km und 4.600 müM, d.h 1.200 Höhenmeter mehr seit vom Ausgangspunkt. Und wir sind in 3:45h oben. Neben den Umrissen des Vulkankegels sehen wir auch, die das sehr deutlich, die Fumarolen. Die blasen schwefelhaltige Gase auf der Seite des Vulkankegels aus und der Boden ist weiß-grün mit Ablagerungen bedeckt und es riecht nach (faulen) Eiern. Nach insgesamt 7h sind wir wieder am Ausgangspunkt und wir hatten sogar auch noch etwas Sonne beim Abstieg. Grenze überschritten…todo bien.
Am nächsten Tag machen wir eine Tour durch den PNN Puracé. Wir können Kondore bei der Fütterung in freier Wildbahn beobachten, besuchen Lagunen, Wasserfälle, das Tal der Frailejones und am Schluss, ein Highlight, die Thermalquellen von San Juan. Dort setzt der Vulkan Puracé heisse Gase in ein einem Areal frei, das früher ein Krater war. Schwefelablagerungen, Moosbewuchs und mehrere Wasserläufe lassen alles ein wenig “nicht von dieser Welt” erscheinen. Und es ist wirklich einzigartig. Martha hat mir den ganzen Tag über unheimlich viel über ihre indigene Gemeinschaft und die Beziehung zum Park und seiner Natur vermittelt. Ein toller Tag bisher.
Es ist ca. 15 Uhr und ich überlege nun, ob ich noch nach San Augustin fahren soll. Goo… Ma.. meint ca. 4-5h. Hmm, dann ist es dunkel und es geht durch den Urwald auf Schotter- bzw. Matschpiste…no una buen idea. Ich frage Mirella von meinem Hostel und sie meint, wenn ich eh noch die Thermalquellen am Weg besuchen will, kann ich dort auch übernachten. Geritzt, so mache ich es.
Nach einer Stunde bin ich am Ziel und habe meine Cabaña bezogen. Rein in die Badehose und ab in das ca. 30-40°C warme Wasser. Wie geil ist das denn, genau das richtige nach den Bergtouren. Da dort um halb sieben die Gehsteige hochgeklappt werden, bin ich zeitig in der Falle. Eine Kakerlake leistet mir Gesellschaft, jedoch ist diese wohl vor kurzem verendet. Egal, ich ziehe mein Inlet und den Schlafsack als Bettwäsche vor und so ist die Nacht einigermaßen erholsam.
Nacht JohnBoy