So., 06. Jan. 2019:
Heute ist Dreikönigstag stelle ich fest. Denn gestern und auch heute gab’s hier schon Umzüge und lautes geböllere, teilweise auch frühmorgens um 4 Uhr :-)). Fein, ich darf eh etwas früher aufstehen, da ich den Bus nach Alausi bekommen will. Der geht um 7 Uhr und braucht ca. 2h bis zum Ziel. Also mal wieder zusammenpacken, wobei ich das meiste gestern Abend schon erledigt habe. Nur darf ich heute anders packen, da ich vor meinem Tagesziel in Cuenca noch den Zwischenstopp in Alausi machen werde, um den Tren de la Nariz del Diablo zu fahren. D.h. die “große” Fotoausrüstung in den Daypack (für die Bilder von Devil’s Nose) und alles was geht in den großen Rucksack. Normalerweise habe ich beim Ortswechsel den Foto im großen Rucksack und alle anderen wertvollen und wichtigen DInge im Daypack, der stets bei mir ist. Ja, das sind die Details, die den Traveller so bewegen…:-).
Um zwanzig vor sieben sitze ich in Riobamba im Bus und habe auch einen Platz, an welchem ich meine Haxen ausstrecken kann. Die Zeit reicht noch für einen Becher Kaffee am nahen Stand. Ein Tipp für alle, die das auch einmal machen wollen. Nie, nie, nie den Rucksack oder was Anderes Wertvolles im Bus auf dem Sitz zurücklassen. Selbst dann nicht, wenn es auf die buseigene Toilettte geht! Die Sachen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit weg sein und im Bus wird keiner einen “anzeigen”. Die haben alle so wenig, dass sie sich untereinander nichts tun. Ja, und so bin ich der einzige, der sich stets mit seinem Rucksack auf die Liliput-Toiletten zwängt und dabei schon einmal alle anderen mit sich dort einkesselt, da die Gänge eben auch für Zwerge gemacht sind. Na ja , die Gringos eben.
Um kurz vor neun fährt der Bus in Alausi ein und ich mache mich auf in Richtung Bahnhof, um die Lage zu checken. Wichtig für den gemeinen Traveller ist auch zu wissen, wie lange braucht er um wohin zu kommen, um danach seine Zeit einplanen zu können. Außerdem habe ich alle meine “Klamotten” dabei und die will ich nicht auf die Zugfahrt mitnehmen. D.h. Schließfach oder einen Raum, der sicher ist, finden. Am Bahnhof gibt es zum Glück so einen Raum, in welchem ich meinen 65l Antarktis-Expeditions-Rucksack abstellen kann. So, der Drops ist gelutscht. Ich organisiere mir noch schnell ein Ticket für die spätere Weiterfahrt nach Cuenca und dann gibt’s Frühstück.
Um 11:00 Uhr soll der Zug zur “Nariz del Diablo” (Devil’s Nose) abfahren und welch Wunder, um 10:45 Uhr steht er schon da.
Einschub:
La Nariz del Diablo (englisch „devil’s nose“, deutsch „Teufelsnase“; ursprünglich Nariz de Pistishi) ist ein 100 Meter hoher markanter Felsvorsprung über der Schlucht des Rio Chanchán im Kanton Alausí in der Provinz Chimborazo in Ecuador. An diesem Felsen befindet sich das markanteste Teilstück der Zugverbindung von Riobamba (2.754 m) über Alausí (2.360 m) durch mehrere Klimazonen des Landes vom Hochland der Anden nach Sibambe (1.806 m) und an die Küste. Um den Felsen zu überwinden, wurden die Gleise in der steilen Wand der Teufelsnase fast übereinander gelegt und durch zwei Spitzkehren miteinander verbunden. Die Strecke wurde zwischen 1899 und 1908 gebaut und galt damals als ein Meisterwerk der Ingenieurskunst.
Wie oft, trotz Platzkarten, drängeln sich die Menschen am Einstieg schon bevor der Schaffner beginnt, die Tickets zu kontrollierten. Spannend, manches ist international und unabhängig von Herkunft, Kultur etc. Um kurz nach elf Uhr geht die Fahrt dann los. Es ruckelt, holpert, macht Schläge, bremst, fährt wieder an und dann rollen wir. Die Fahrt wird von Alausi zur Endsstation nach Sibambe gehen. D.h. stets bergab entlang des Berges mit guter Sicht in die Schlucht.
Während der Fahrt weiß ich gar nicht, wohin zuerst schauen. Zum Glück darf man den Kopf aus dem Fenster strecken und so gibt’s exklusive Blicke, wie sich der Zug ganz eng am Berg entlangschlängelt, teilweise kein Meter vom Fels entfernt. Und auf der anderen Seite der Blick in die Schlucht, den Fluss und die steil aufragenden Berge. Hier gibt’s alles, was Eisenbahn- und andere Romantiker sowie Naturverliebte suchen. Es ist wie eine Fahrt hinein in eine andere Zeit.
An der Endstation angekommen, können wir ein ursprüngliches Dorf mit Führung besuchen. Hier wird vermittelt, wie die Menschen in dieser kargen Landschaft auch heute noch leben inkl. frischgebackenem Brot zum probieren. Ich setze mich ins Bahnhofscafe und schaue mir noch die Gegend etwas an und freue mich, dass das noch geklappt hat und ich so ein gutes Wetter erwischt habe.
Zurück in Alausi setze ich mich um 15 Uhr in den Bus nach Cuenca. 4h soll der brauchen und mein hyperaktiver Herbergsvater in Cuenca hat mir schon 2 whatsapp geschrieben, wann ich den da sein werde? Denn um 21 Uhr machen die die Schotten dicht. What? in Südamerika Pünktlichkeit??? Egal, ich schreibe ihm, dass sich das schon ausgehen wird. Die Fahrt geht durch das bergige Hinterland und ist landschaftlich sehr abwechslungsreich. Um kurz nach sieben sind wir dann da und um halb acht stehe ich in meinem Hostel auf der Matte. Ich beziehe mein schön gemachtes Zimmer. Todo bien!
Dann gehe ich noch ins Zentrum und entdecke ein Restaurant, das am Sonntag hier noch geöffnet hat. Jetzt ein Steak essen und den Abend ausklingen lassen. Das war ein prall gefüllter Tag mit Unternehmungen, Eindrücken, Erlebnissen. Und wieder zeigt sich: Die Energie folgt der Aufmerksamkeit! Gute Nacht.