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Mo., 24. Dez. 2018:

I’m back on track…nach einer kurzen Nacht und mit einem etwas verschobenen Tagesrhythmus starte ich auf Erkundungstour durch Medellin. Da ich etwas früh unterwegs bin, Frühstück im Hostel erst ab 8 Uhr auf den Tisch kommt, schaue ich mir die nähere Umgebung einmal an. Dabei finde ich einen etwas in die Jahre gekommenen Kaffee-und-Supermarkt-in-einem-Laden, hole mir einen Kaffee tinto (schwarz) und setze mich. Ich liebe es, unter den lokalen Leuten zu sein und etwas deren Leben zu beobachten. Außerdem bleibe ich schön in Übung mit dem Spanischen. Schließlich hole ich mir gegenüber and er Strasse noch einen Becher voll frisch zubereiteter Früchte und mache mich nun auf zum Hostel für das 2. Frühstück :-)).

Gut genährt geht’s dann wirklich los. Zuerst heisst es das lokale Metrosystem wieder zu durchdringen und die Fahrt ins historische Zentrum zu lösen. Klappt alles (wobei ich es nicht wirklich verstehe, wie sich die Preise ergeben). Das Zentrum von Medellin ist geprägt von geschäftigen Treiben und Autos, Bussen, Laster wohin das Auge reicht. Die Strassen sind vollgestopft mit Strassenhändlern, so dass ich froh bin als ich den Parque de Bolivar inkl. Kirche Catedral Metropolitana finde. Euch ist bestimmt schon aufgefallen, dass hier viele Denkmäler, Plätze etc. nach dem Befreier Simon Bolivar benannt sind. Ja, er wird sehr verehrt in Kolumbien. Ich bin gespannt, wie das in den anderen Ländern ist.

Ich schaue mich etwas um und geniesse die Ruhe hier am Platz. Jedoch möchte ich noch den Plaza Botero besuchen und so mache ich weiter. Dabei gelange ich in eine etwas dubiose Nebenstrasse, die wohl eher zum Rotlichtviertel zu gehören scheint. An der nächsten Ecke verlasse ich dieses Viertel wieder und schlängele mich durch die Massen bis zum gesuchten Platz. Auf dem Plaza Botero finden sich 23 Bronzeskultpturen, die Botero der Stadt geschenk hat. Man spricht von einem Wert von 8 Mio. US Dollar! Fernando Botero ist ein bekannter Künstler, der aus Medellin stammt. Aus Liebe zu seiner Stadt hat er diese Skulpturen ihr geschenkt.

In meinem Reiseführer steht ein Tipp, dass die Seilbahn nach Santo Domingo einen herrlichen Blick über Medellin erlaubt. Ja, es gibt eine Metro und da Medellin etwas in einem Kessel liegt, gehen in die am Hang liegenden Gebiete Seilbahnen! Also mache ich mich auf zu der genannten Attraktion und es ist nicht zuviel versprochen. Die Fahrt erlaubt den Blick in die “Wohnzimmer” der Leute, die hier leben. Dicht an dicht stehen die Häuser, Wäsche hängt auf den Dachterrassen, Kinder spielen dazwischen und in den Strassen spielt laut südamerikansiche Musik. Toll, das sehen und erleben zu dürfen. Ab der Station Santo Domingo hört das Wohgnebiet langsam auf und geht über in eine grüne Landschaft, die zum Wandern einlädt. Von hier geht die Seibahn noch ein ganzes Stück weiter bis zur Endtation am Park Arvi.

Auf dem Rückweg gehe ich noch zum Plaza San Antonio, wo u.a. zwei bekannte Skulpturen von Botero stehen. Der “Torso Masculino” und der “Bird of Peace“, der während der Guerillia-Unruhen schwer beschädigt wurde. Ansonsten hat es viele zwielichtige Buden rund um den Platz, an einen von jenen ich mich dann doch mal hinsetze und ein Bier bestelle. Die Musik dröhnt im Hintergrund auf Open Air Niveau und vor mir läuft ein Fussballspiel (von dem natürlich nur die Bilder sprechen). Egal, ich finde es klasse. Bis…einer doch wohl schon länger hier sitzender Gast mich anspricht und einladen will. Was er dann auch tut – trotz meines Versuchs dankend abzulehnen. Ich nehme das spendierte Bier und gehe auf ihn zu. Erkläre ihm, dass ich es sehr freundlich finde, jedoch nur wenig Bier vertrage und stelle es ihm wieder zurück. Dann mache ich mich flinken Fusses davon, da ich die Jungs nicht einschätzen kann und es etwas mulmig ist…

Zurück im Hostel treibt mich der Hunger noch in ein Restaurant wo es Bandeja Paisa gibt. Ein typisches Gericht für die Region Antioquia.

Einschub:
Auf eine Bandeja Paisa gehören: ein Rindersteak oder Hackfleisch, ein Würstchen, das einem Knacker gleicht, und/oder Blutwurst, frittiertes Bauchfleisch vom Schwein, frittierte Banane, Spiegelei, rote Bohnen, Reis, Avocado und Arepa. Arepas sind runde Maisfladen, die als Beilage gegessen werden. Gefüllt sind sie eine weitere Spezialität Kolumbiens. Die Bandeja Paisa spiegelt die verschiedenen kulturellen Einflüsse des Landes wieder, in dem Ureinwohner, Afrikaner und Spanier ihre Spuren hinterlassen haben. Das Gericht ist ein Potpourri an Zutaten und der Kulturen zugleich.

Wie Du lesen kannst, ist man danach satt für Tage und so sage ich innerlich das Abendessen ab. Statt dessen entscheide ich den “Heiligen Abend” im Hostel mit Schreiben zu verbringen. Eine liebe Freundin hat mir noch eine kleine Kerze mitgegeben, die nun ihre Bestimmung erfüllt.